Ich muss brechen…

…und zwar eine Lanze. In diesem Fall für einen Bauelemente-Anbieter.

Wegen der beschriebenen NVRAM-Problematik habe ich mir mal ein Kundenkonto bei digikey.com eingerichtet und dort eine Stange M48T58Y (da es die M48T59Y nicht mehr gibt) geordert. Versandbestätigung erfolgte am 8.6.2020 – mit Absendeort „Thief River Falls, MN, U.S.A.“ – ich möchte absolut nicht meckern, denn heute (10.06.) bimmelte mittags der freundliche UPS-Bote und brachte das Päckchen. I’m impressed!

Weniger impressed bin ich, dass meine gute alte Tritec Netra AX1105 Workstation sich ob des neuen NVRAMs eher undankbar zeigte. Das alte rauspflücken und das neue einsetzen ist ja kein Hexenwerk, beim Neustart bis zum Fingerkrampf Stop-N drücken um default Werte zu erzwingen, ebensowenig. Die Mac-Adresse für’s erste Interface war auf dem alten NVRAM verewigt, also schnell eingestellt – und nun sollte die gute alte Solaris 9 Installation doch bitte starten.

Satz mit X: Can’t load TOD module – program terminated – na nett… (Nein, der Link führt _noch_ nicht zu einer Lösung des Problems sondern zu meinem Post im sonnenblen.de-Forum in der Hoffnung, dass einer das alten Mitstreiter eine Idee hat)

Müßig zu erwähnen, dass ein Start von einer Solaris Installations-CD (von Version 7 bis 10 habe ich alles im Original vorliegen) keine Besserung brachte. Da fiel’s mir spontan ein, dass ja wohl ein fabrikfrisches NVRAM seine Uhr noch nicht initialisiert haben könnte – also flugs mal nach einem alternativen System gesucht (natürlich ist die gute alte Debian 7 Rescue CD immer dann verschwunden wenn man sie zufällig nach X Jahren nochmal braucht 😉 ) – und was seh ich? Es gibt aktuelle sparc64 Images!

Einen Netinstaller brennen und die Kiste damit booten war leicht, man sollte aber nicht glauben, dass der GRUB Bootmonitor sich mit der angeschlossenen Sun USB Tastatur vertrüge – man kann genau die Default Installation booten oder die Default Installation booten – die anderen Auswahlpunkte sind zum Anschauen, aber nicht zum Auswählen da.

Egal, schnell auf die 2. Console gewechselt und das Datum kontrolliert – bingo, stand natürlich auf Epoch. Korrigiert, mit hwclock –systohc auf’s NVRAM übertragen und neu gestartet…

…Pustekuchen, Solaris mag den Spaß immer noch nicht. Okay, ich hab noch’n paar von den NVRAMs und auch ein paar antike Maschinen wo sie reinsollen – erst mal soll diese Kiste wieder laufen, und ich hab ja grad einen frischen Netinstaller hier, dann geben wir ihm doch mal die Sporen. (Nett wie Debian ist, läuft der Großteil der Installation ja ohne weiteres Zutun vor sich hin)

Nun steht hier ein frisch installiertes sparc64 mit bullseye (Debian 11/testing) und wartet auf weitere Versuchsreihen. Auch nicht schlecht… muss ich unbedingt nochmal auf der t1125 probieren 🙂

Zum Lachen in den Keller gegangen

…bin ich heute, um mal wieder ein wenig an der Netra zu schrauben. Das Lachen blieb aber dann doch erst mal etwas im Halse stecken.

Wie bereits erwähnt, leidet die Maschine an akutem NVRAM-Versagen, und nach einiger Recherche ist es mir gelungen, einen Online-Händler aufzutreiben, der noch kompatible Bausteine zu vernünftigen Preise am Lager hat – ein Paket mit fünf Stück ist auf dem Weg hierher – ach wenn diese fürchterliche Ungeduld nicht wäre.

Also parallel Knopfzellenhalter und ein paar CR2032 besorgt, und den guten alten Aldi-Dremelersatz rausgekramt… man soll sowas aber auch nicht übereilt machen, schon gar nicht, wenn man diese Art Basteleien bisher tunlichst vermieden hat. Egal, aus Fehlern lernt man: Ich hatte vor einiger Zeit einen Schwung angeblich neue (aber verdächtlich billige) NVRAM Bausteine aus China bestellt – so lächerlich günstig, dass fünf Stück noch deutlich unter der Zollfreigrenze blieben und der Versand einen einstelligen Eurobetrag (angeblich aus HongKong – die Sendung kam am Ende aus Bangkok… nunja) kostete. Überflüssig zu erwähnen, dass diese Bausteine weder neu (eindeutige Klebereste von Etiketten) noch funktionsfähig (Batterien genauso platt wie bei den schon vorhandenen) waren. Schwamm drüber…

Immerhin komme ich so an „Versuchskaninchen“, also ran an den Fräser und nach den elenden Kontakten gesucht, an die man eine externe Batterie anlöten kann. Anleitungen gibt es zuhauf, und bei allen wirkt das irgendwie leicht – sollte also zu machen sein, wenn… ja wenn man nicht das kleine Detail übersehen hätte, an welcher Seite des Bausteins denn der Batteriekontakt zu finden ist – nämlich nicht etwa an der „Notch“-Seite die Pin 1 markiert, sondern genau am anderen Ende. Da auch auf der falschen Seite bei genügend rumfräsen Kontakte sichtbar werden, habe ich natürlich erst mal brav dort die Kabel angebraten, durchgemessen, Baustein eingesetzt… und mich gewundert, dass der Murks trotz allem nach einem Reboot wieder NVRAM-Fehler warf. Hmmm…

Jetzt könnte man hergehen und einfach die Anleitung nochmal ergoogeln. Aber das wäre ja zu einfach – neiiiin – wir greifen in die Grabbelkiste mit dem China-Ausschuss und fräsen von so einem Teil mal fröhlich den kompletten Deckel ab… und siehe da, es kommt einem spontan so das eine oder andere südwesteuropäisch vor, denn dort, wo die Batterie vermutet war, findet sich in dem komisch verklebten Innenleben tatsächlich u.a. ein Taktgeber-Quarz. Verdächtig, um nicht zu sagen „es riecht nach Holzweg“.

Mama Google bestätigt natürlich den bösen Verdacht, wir haben am falschen Ende rumgeflext. Bei begrenzter Verfügbarkeit der dementen Chips wäre das jetzt ein Problem, aber es sind genügend da und es kommen ja auch noch brandneue – also noch einen aufgemacht, und siehe da – kaum macht man’s richtig, schon funktioniert’s.

Somit ist „sparks“ (wie die Netra in der Linux-Installation immer noch heißt) jetzt wieder bootfähig.

Probeweise hab ich auch gleich mal die Platten geswapt um zu sehen, was denn mit dieser ominösen Solaris-Installation los ist… öhm, äh, „nüx“ – „The file just loaded does not appear to be executable“ – das spricht eher für Datenmüll auf der Boot-Partition. Der Versuch, die ufs-Partitionen in Linux zu laden, klappt denn auch nur bei einer von dreien – immerhin bei der größten. Nett die Überraschung, als ich darauf Dateien aus der Zeit um 2001-2002 finde – offenbar muss ich das Datengrab irgendwann mal zum Umschichten benutzt haben, denn die Platte ist definitiv erst seit ca. 2014 in meinem Besitz. Komisch. Sicherheitshalber wurde der Kram mal zur Seite kopiert, ich bin gespannt, was ich da so finde.

Nicht verkneifen konnte ich mir eine kleine Exkursion mit sysbench – und diese war gelinde gesagt ernüchternd. Gut, wir reden von ca. 22 Jahre alter Hardware, und der „Fairness“ halber habe ich nur einen CPU Test mit zwei Threads gemacht (Primzahltest). Die Vergleichskandidaten sind mein aktueller Arbeitsschlumpf („smurf“), ein DELL 3010SFF mit i3 CPU (3,4GHz – und immerhin auch schon von ca. 2013) und eben die besagte Dual-440MHz-UltraSPARC II Maschine. Ich lasse die Ergebnisse für sich sprechen. Schnüff.

 

Nein, „sie machen sie nicht mehr wie früher“ – ich glaube, der nächste Vergleichstest läuft gegen ’nen RasPI…

Aufgewacht, die Sonne lacht!

Ja, es ist ein sonniges Pfingstwochenende, und eigentlich verbringt man dann die Zeit nicht unbedingt im Bastelkeller – aber wenn man schonmal ein altes Trumm ausgegraben hat, möchte man schon auch noch wissen, was drinsteckt – dunkle Ahnungen hatte ich ja, aber das war mir schon immer zu vage.

Also flugs ans Werk, die Netra mit Monitor, Tastatur und Maus versehen und den bereits erwähnten Smoke-Test gefahren – außer viel Lärm geschah zunächst… nichts!

Nach gefühlten 5 Minuten Bedenkzeit erwachte dann doch der Monitor, und neben einem ganzen Bildschirm voller Fehlermeldungen erschien das altvertraute PGX32 / RaptorGFX Logo – und die bereits erwartete Meldung, dass das NVRAM sich leider entschieden hatte, mangels Batterieladung auf Spontan-Alzheimer zu plädieren.

Hoch ist hier das gute alte NVRAM-HostID-FAQ zu preisen, dessen Originaltext leider nicht mehr an altbekannter Stelle aufrufbar ist – aber es gibt noch einen Mirror.

Wir schreiten also zu einer Befehlskette, die – ich geb’s ja zu – ich zuweilen sogar im Schlaf beherrschte und an streikenden Consolen auch blind eintippen konnte – die Übung ist leider verflogen, aber es ist ein wenig wie Radfahren: Man verlernt’s dann doch nie so ganz.

set-defaults

Hiermit setzen wir erst einmal alle Systemparameter wieder auf „Standard“ zurück – insofern wichtig, als die NVRAM-Demenz sonst vermutlich für einige Überraschungen gut wäre.

setenv diag-switch? false

Dieses Setting ist notwendig damit wir anschließend Unsinn mit den NVRAM Interna, namentlich der HostID und das Mac-Adresse treiben können.

f idprom@ 1 xor f mkp

Nicht immer notwendig, aber nachdem die Maschine fleißig im Dunkeln rumgewirkt hat um irgendwie in einen stabilen Zustand zu finden, könnte trotz allem das NVRAM wieder als „valid“ gesetzt sein – und hiermit wird der Inhalt wieder komplett invalidiert. Nun aber zum eigentlichen Punkt:

8 0 20 e1 e2 e3 e1e2e3 mkpl

Die Mac-Adresse der Maschine wird initialisiert, und zwar als 08:00:20:e1:e2:e3 (natürlich können e1, e2 und e3 mit beliebigen Hex-Werten belegt werden, ganz ideal wäre allerdings, sich die Nummer vom NVRAM Chip abzulesen, denn diese enthält i.d.R. die letzten drei Bytes der tatsächlichen HostID/Mac-Adresse).

Nach dem mkpl-Befehl erfolgt kein neuer Prompt – stattdessen muss man zunächst Ctrl-D und Ctrl-R betätigen – dann erfolgt hoffentlich keine (!) Copyright-Meldung, denn sollte das passieren, hat man entweder die Invalidierung des NVRAM vergessen oder sie hat nicht geklappt. Dann das Ganze nochmal von vorn.

Wenn wir fertig sind, heißt es

reset

und dann ist hoffentlich so etwas wie der folgende Bildschirm angezeigt:

Oh lustig – ich lag ein wenig falsch mit meiner Erinnerung, des sind doch „nur“ die 440-MHz-Module verbaut. Mit den 2GB RAM lag ich hingegen richtig. Mit dem Lärmpegel im übrigen auch, das Teil ist halt wirklich für den Einsatz im RZ gedacht gewesen und nicht sonderlich schreibtischfreundlich.

Wie die Boot-Meldungen erahnen lassen, war das zuletzt installierte System nicht etwa irgendeine Solaris-Version sondern Debian 7. Das lässt Schlüsse zu – die Maschine war zuletzt tatsächlich im Dezember 2015 eingeschaltet – naja immerhin.

Nach recht kurzer Zeit begrüßt mich ein Login-Prompt und zum Glück fiel mir das root-Passwort noch ein (sonst wär’s fummelig geworden, nicht, dass es unlösbar wäre, aber bevor ich mir ein antikes Debian-ISO auf CD brate wäre dann doch wohl eher eine der vielen noch vorhandenen Solaris-Versionen drangekommen). Den Rest habe ich dann durch kurze Reparatur der DHCP-Einstellungen so gedreht, dass ich mich bequem vom Schreibtisch aus per SSH anmelden kann – denn natürlich soll noch ein wenig Info aus der Netra gekitzelt werden – bevor ich ihr dann doch nochmal das eigentlich dafür vorgesehene OS antue.

Lustigerweise – oder einfach nur aus Nostalgie – hatte ich auch diesem Gerät den Hostnamen „sparks“ verliehen – das könnte spätestens ein Gedränge geben, wenn sich die Tritec-Maschine, die ja auch noch auf einen Weckruf wartet, mit gleichem Namen um eine DHCP-Adresse bewirbt. Wir werden sehen. Da dort einigermaßen sicher Solaris 9 läuft, könnte auch eine feste IP vergeben sein – bin gespannt wer dann hier auf einmal Probleme wirft.

Übrigens hatte ich für die Kellerbastelei einen kleinen Helfer – statt immer das MacBook mit runterzuschleppen wurde kurzerhand „aladin“ aus der Versenkung geholt und aktiviert. Der Name ist Programm:

Yep, es ist eine „Wunderlampe“ 😉 (Für Interessierte, 17“ iMac G4, 800MHz, 1,25GB RAM und ’ne 128er SSD mit IDE-SATA-Adapter – bisschen (aber wirklich nur ein bisschen) Overkill, mit OS X 10.5.8 aber so gerade eben benutzbar). Für die Internet-Recherche nutzt man bei sowas am besten TenFourFox – denn alle ansonsten verfügbaren Browser auf diesem etwas angestaubten System haben keine rechte Lust mehr, mit modernen Verschlüsselungsmethoden zu kooperieren. Für dieses Teil und den SSD-Umbau gibt’s nochmal einen eigenen Beitrag – nur soviel: Ich könnte noch original-Tastatur und Maus sowie die „Pro Speaker“ gebrauchen, falls jemand welche abzugeben hat…

Aber gut – „sparks“ ist gebootet, hat eine IP-Adresse und lauscht auf dem SSH-Port, also ab die Post an den Schreibtischrechner und eingeloggt – wir wollen mehr wissen. Linux ist dafür zum Glück geradezu ideal:

Ok, also wie erwartet zwei 440MHz UltraSparc II CPUs und ein OBP von Juli 1999 – sollte die Maschine doch geringfügig jünger sein als gedacht? Viel Unterschied macht das natürlich nicht.

Eckdaten zum verwendeten Prozessor finden wir hier. Leider finde ich aktuell keinen Weg, mir unter Linux die tatsächliche Größe der CPU-Caches anzeigen zu lassen – das wird dann wohl mal einen Neustart unter Solaris erfordern.

Was sich hingegen ermitteln lässt, sind die Partitionierungsdaten der beiden installierten Platten – und da ergibt sich Interessantes:

Platte Nr. 2 ist also tatsächlich Solaris-formatiert, und so besteht einiges an Chance, dass ich durch kurzes Umtauschen der Laufwerksreihenfolge ein Solaris 9 booten kann. Das ist doch mal was – aber nicht für sofort. Zunächst steht noch ein kleiner Test auf dem Programm – habe ich doch beruflich in der letzten Zeit so einige Tests mit sysbench gefahren. Es reizt natürlich massiv, das auch mal auf dieser schon etwas älteren Hardware durchzuspielen. Vergleichswerte von modernen Rechnern (auch vServern) mit drehenden Platten und SSDs habe ich, umso gespannter bin ich, wie sich das Altmetall schlägt.

Fertige Sparc-Linux-Builds gibt’s natürlich nicht, da ist also Handarbeit angesagt – und diese folgt beim nächsten Mal…

Kellerschätze

Kellerschätze

Amiga-Nostalgieflash hatten wir jetzt schon reichlich – und ich bin noch lange nicht fertig damit – aber wo bleiben denn bitte die „richtigen Rechner“?

Das Pfingstwochenende ergab eine Gelegenheit zum Keller-Check, und da türmt sich trotz vieler Umschichtungen und mancher im Nachhinein bedauerter Abgänge noch so manches. Zumindest einen näheren Blick wert sein dürfte ein kleiner Turm von Sun Ultra5/10 Workstations, der sich momentan in einer versteckten Ecke ausruht. Alle fünf Maschinen dürften an akutem NVRAM-Versagen leiden (von vieren ist es mittels Post-It an der Front bereits belegt) aber ich erwarte von 333-440MHz alles an seinerzeit üblichen Prozessoren vorzufinden – vielleicht lassen sich ja 1-2 Musterstücke wieder voll funktionsfähig machen und der Rest ggfs. gegen geeignete andere Sammlungsergänzungsmittel eintauschen.

Noch nicht erfolgreich abbildbar, da noch etwas verbauter eingelagert, sind die im gestrigen „Blast From The Past“ erwähnte „sparks“ Tritec Workstation sowie zwei Geschwister, eine weitere Netra AX1105-500 sowie eine Maschine mit einem SparcEngine Ultra AXi Mainboard – alle drei in baugleichen recht neutral gehaltenen ATX-Towergehäusen die alleine aufgrund ihrer Massivität und Wartungsfreundlichkeit noch ein paar Fotos wert sein werden – wenn ich dann mal drankomme.

Das Regal darüber beherbergt ein bisschen was an „Zubehör“:

Da ist zum einen ein ganz profanes TEAC SCSI CD-ROM Laufwerk, für die Sun-Hardware aktuell eher unkritisch weil die Workstations alle bereits über montierte Laufwerke verfügen oder über IDE mit entsprechenden Ersatzteilen versorgt werden können. Die Sache könnte für die SparcEngine AXi noch ein Thema werden, aber die muss erst mal funktionieren – das Thema ist noch gar nicht ausgemacht.

Daneben findet sich noch ein HP DAT Streamer, wenn meine Erinnerung nicht völlig trügt seinerzeit für 4GB-Tapes ausgelegt, und es müsste auch noch eine Schublade voller Bänder da sein – ich bin einigermaßen gespannt, welche „Altlasten“ sich dort noch wiederfinden. Schlimm, wenn man einfach nichts wegwerfen kann. Das QIC-Laufwerk das ich mal hatte (sowie die dazu gehörigen Tapes) ist leider verschütt – da wären Flashbacks in frühe SunOS und Linux-Zeiten dringewesen.

Die letzte Box im Bunde ist ebenfalls inzwischen selten geworden – ein Fujitsu 3,5“ 640MB MO Laufwerk – auch dazu existiert noch ein ganzer Stapel Scheiben, die vmtl. sowohl noch lesbar als auch mit Erinnerungen aus den 90ern gefüllt sein dürften. Wir werden es erleben…

Soweit, so gut, alles irgendwie noch unspektakulär, aber die vorangegangenen Auflistungen enthielten ja noch eine Maschine, die auf den schönen Namen „solaris“ hörte (damals eine Sun Ultra60 Workstation mit interessanten inneren Werten – ich hätte sie aufheben sollen) – diese Bauform hatte bei Sun aber noch eine „Schwester“ mit dem etwas sperrigen Namen „Netra t1125„. Im Prinzip war auch das eine Ultra60, aber für den Rack-Einbau gedacht:

Die vorliegende Maschine hat insofern eine interessante Vergangenheit, als sie bis vor vielen vielen Jahren in Verbindung mit einem (damals sagenhaft groß empfundenen) RAID Chassis annähernd gleicher Baugröße, gefüllt mit netto 110GB an Plattenkapazität, den zentralen Abrechnungsserver eines früheren Brötchengebers stellte. Nach der Verrentung der alten Software fristete dieser Hobel ein trauriges Dasein als Türstopper, bis er im Rahmen einer Renovierungsmaßnahme in den Container wandern sollte – und das wäre nun wirklich unverantwortlich gewesen. Das RAID (keine Angst, nichts von Sun sondern von irgendeinem vmtl. inzwischen vergessenen Dritthersteller) ging natürlich zur fachgerechten Datenvernichtung, womit ich dann eine Netra ohne Zubehör und ohne Massenspeicher besaß. Nun gut – ich habe mich schon vor größeren Dingen nicht bange gemacht.

Im Gegensatz zur U60 ist dieses Teil aber auch wirklich von der wartungsfreundlichen Fraktion – das fängt schon mit der Front an, die ja für ein Rackmount Chassis nicht gerade unerhablich ist und hier mit etwas in die Jahre gekommenen „Staubfiltern“ ausgestattet ist. Die Filterwirkung war für den RZ-Einsatz (beinahe-Reinraum) unkritisch, aber das Schätzchen muss auch danach zumindest noch eine Zeit irgendwo gelaufen sein, denn ansonsten würden sich die Staubablagerungen auf dem Blech dahinter nicht erklären lassen.

Das darunterliegende „Schutzblech“ verbirgt den Einbauschacht für die damals üblichen Massenspeicher: Floppy, CD-ROM und interne Festplatten (LVD-SCSI). Problem dabei war, dass schon die Floppies dünn gesät waren (Installieren will man so etwas von Diskette ohnehin nicht, und mit ausrechend LAN-Konnektivität gibt es für Sneaker-Net auch keinen Bedarf), aber auch die für eine Installation nicht ganz unerheblichen CD-ROMs sind heute kaum mehr aufzutreiben. Glücklicherweise gab es dort, wo die Tritec-Workstations herkamen, auch Slot-In SCSI DVD-ROM Laufwerke, was dann auch gleich das bei Schubladen-Laufwerken offensichtliche Problem der vertikalen Beschickung löst. Die Farbe springt natürlich unangenehm ins Auge.

Platten waren auch keine mehr vorhanden – doch hatte ich aus meiner früheren Beschäftigung mit Ultra-Workstations (auch die noch SBUS-basierten Ultra 1 und Ultra 2 sowie die zumindest mit dem gleichen Laufwerkstyp laufenden Sparcstation 5, 10 und 20 standen bisweilen hier) noch ein oder zwei Platten übrig – die jedoch mit 9GB recht mager ausfielen. Ausreichend für eine Solaris-Basisinstallation, aber im Endeffekt ansonsten echt nicht viel – gilt es doch beizeiten noch alte Tapes auszupacken.

Hilfe kam in dem Fall vom üblichen Online-Marktplatz – kosteten die Dinger neu noch den Gegenwert eines osteuropäischen Kleinwagens, so gab es für lächerliche 20 Euro pro Stück zwei 72GB LVD-SCSI Platten im passenden Schnellwechselrahmen – damit kann man dann schon arbeiten.

Ein kurzer Blick (für heute) sei noch den inneren Werten gewidmet. Netterweise braucht es dazu nur zwei kleine Schrauben an der Vorderkante des Deckels, dann ist dieser durch zurückschieben und abheben auch schon aus dem Weg und eröffnet diesen netten Anblick:

 

Was wir hier haben, sind von oben nach unten:

Ein UW-SCSI-Adapter für den Anschluss interner wie externer Zusatzlaufwerke. In diesem Fall eher für externe interessant – die genaue Sun Typenbezeichnung bleibt noch festzustellen denn einen Einschalttest habe ich noch nicht wieder vorgenommen.

Es folgt die seinerzeit übliche „Raptor GFX“ Grafikkarte – das Mittel der Wahl, wenn man unproblematisch direkt an der Maschine eine Console betreiben möchte.

Die beiden grauen Plastikboxen beinhalten – zumindest sollte das lt. meiner Erinnerung so sein – zwei UltraSparc II Module mit je 450 oder 480MHz – auch das wird ein Probelauf erweisen.

Unter dem gigantischen Netzteil finden sich 16 Steckplätze für Speichermodule. Diese sind alle bestückt, und zwar mit der damals (ca. 1998) vorgesehenen Maximalbestückung von in Summe zwei GB. Kaum zu glauben, dass nur wenige Jahre zuvor angeblich ein inzwischen schwerreicher Mann noch glaubte, niemand werde je mehr als 640kB Speicher benötigen – und selbst der hatte drei Jahre vor diesem Teil ein Betriebssystem veröffentlicht, für das immerhin schon 8MB RAM empfohlen wurden 😉

Was darunter ebenfalls versteckt liegt, ist das schon erwähnte NVRAM – der Rechner war mit Sicherheit in den letzten 4 Jahren nicht in Betrieb, somit spricht einiges dafür, dass auch hier die Batterie aufgegeben hat. Ersatz für diese Bausteine mit integrierter Lithium-Batterie ist nur zu absoluten Apothekenpreisen noch zu bekommen, und es dürfte daher wohl gelegentlich eine Bastel-Session mit Dremel und Knopfzellenadapter anstehen (Bauanleitungen dazu gibt es zur Genüge – Zeit eher weniger, und Zeitdruck ist der Feind der hier notwendigen ruhigen Hand).

Für die nächste Zeit vorgesehen ist jedenfalls ein „Tear-down“ dieser Maschine wie auch der anderen oben erwähnten Schätzchen – obwohl „nur“ 90er-Jahre-Hardware, dürfte das doch für den einen oder anderen Besucher interessant sein.

Vielleicht schon morgen gibt’s aber erst einmal den „Smoke-Test“ (Nach dem altbewährten Motto „Computers run on smoke – if it leaks out, they stop running“) – es wird also mal angetestet, ob das Maschinchen noch anläuft und was aktuell noch auf den Platten und den bereits erwähnten Tapes und MO-Disks drauf ist.

Stay tuned…