Alte Freundin

Alte Freundin

Wer in den späten 80ern mit der Zeit ging, kam an ihr – nun ja, eigentlich an ihm – nicht vorbei: Dem Amiga (und hier geht’s natürlich um den Kult-Computer von Commodore und nicht um die legendären Schallplatten aus einem damals noch unerreichbar getrennten Teil Deutschlands).

Im Januar 1987 stand auch mein erster Amiga auf dem Schreibtisch – die PAL-Version des A1000, stilecht mit originalem 1081 Monitor und weniger stilecht mit einem sündhaft teuren no-name Zweitlaufwerk für wahnwitzige 2* 880kB Speicherkapazität. Unfassbar, arbeitete man doch parallel im Büro mit einem IBM XT mit 360kB Disketten – wenn auch dort immerhin mit einem 10MB „Datengrab“ in Form eines sog. „Bernoulli“-Laufwerks. Andere Geschichte – kommt noch…

Was Homecomputer bzw. ihre Besitzer schon immer hatten, ereilte natürlich auch mich – die Upgraderitis. Der Rechner konnte wohl kaum unmodifiziert bleiben. Allerdings hatte ich schon damals eine Aversion gegen kosmetische Veränderungen, und so waren jegliche Form von zusätzlichen Schaltern, Gehäusebohrungen oder auch nur -dekorationen tabu. Stattdessen war die erstrebte Erweiterung nach relativ kurzer Zeit das nicht minder legendäre A1060 „Sidecar“ – ein ungeheuer klobiges Element, das – wie der Name schon sagt – quasi als Beiwagen seitlich an den Amiga angeflanscht wurde und ihm eine gewisse Kompatibilität zu erwähntem IBM XT verlieh. Nicht ganz die Idee vom „Real Computer“ – aber so kritisch war man in dem Alter noch nicht.

Es folgte kurz darauf das erste Festplattenlaufwerk – war doch das Sidecar in der Lage, die damals noch recht revolutionären „Filecards“ (eine Kombination aus Controllerkarte und einem 3,5“-Festplattenlaufwerk auf einer Trägerplatte) aufzunehmen und – der besondere Reiz – mit dem Amiga zu „teilen“. In Anlehnung an den doppelgesichtigen Kollegen aus der römischen Mythologie lief das Ganze unter dem Namen „Janus“ und funktionierte sogar richtig gut. Mit 30MB war man König.

Mit angespannter Finanzlage hingegen war man es nicht – und somit folgte ein rückwirkend betrachtet großer Fehler: Anfang 1989 wurde das Gespann verkauft und es kam die modernisierte Variante in Form eines vollausgestatteten A2000 ins Haus. Seitdem habe ich, wie das wohl vielen Fans dieser Tage so geht, der „alten Freundin“ (Amiga = span. „Freundin“, für diejenigen, denen das noch nicht offensichtlich war) ein wenig nachgetrauert.

Vor einiger Zeit erwachte dann der Gedanke, sich ein solches Museumsstück – natürlich möglichst voll funktionsfähig – wieder hinzustellen. Nur um der alten Spielereien willen wäre das nicht nötig – jeder Raspberry Pi hat inzwischen mehr als genug „Dampf“, um einen Amiga täuschend echt zu emulieren und das sogar deutlich flotter als das Original mit einigen der damals verfügbaren Beschleunigerkarten. Selbst die entsprechende Software für moderne Schreibtischrechner gibt’s incl. ROM-Images für einen Appel und ein Ei. Aber das ist nicht dasselbe.

Nun kommt der Twist – ich wusste noch, wem ich die Anlage damals vermacht hatte – und nahm zu diesem Menschen wieder Kontakt auf. Tatsächlich meinte er, die Geräte „vor einiger Zeit noch auf dem Dachboden“ gesichtet zu haben. Hoffnung keimte auf…

…und versiegte jäh, als ein Rückruf kam und man mir sagte, dass die „alten Sachen“ wohl vor kurzem einer Aufräumaktion um Opfer gefallen waren. Entsorgt! Nach über 30 Jahren! Erschütternd!

Aber aufgeben gilt nicht – ein lieber langjähriger Arbeitskollege hatte doch tatsächlich auch noch einen A1000 recht verstaubt eingelagert und war bereit, mir diesen zu überlassen. Eine Aktion, die nicht ohne Folgen bleiben sollte. Gelegentlich wurde es sogar etwas heiß… Fortsetzung folgt 😉

Always The Real Thing…

Always The Real Thing…

…ging mal die Werbung für eine weltbekannte Zuckerbrause.

Wer mich kennt, weiß, dass das für IT Ausrüstung bei mir auch gilt – und das schon seit Zeiten, bei denen es finanziell durchaus Diskussionen darüber hätte geben können, ob sowas denn sein muss – wenn damals schon jemand in meinem Leben gewesen wäre, der darüber hätte diskutieren wollen. Zeiten ändern sich – aber manche Ansprüche bleiben.

Tatsächlich bin ich seit 2003 überzeugter Nutzer von Produkten einer gewissen Firma aus Cupertino, und das nicht zuletzt, weil sie ihr früheres, recht eigenwilliges System durch ein unixoides OS ersetzt hatten, welches bis heute erfolgreich (wenn auch nicht immer unumstritten) weiterentwickelt wird. Da ich mir meine Sentimentalität bewahrt habe, steht inzwischen auch eine illustre Sammlung von allesamt funktionsfähigen Macs aus den Baujahren 1999-2019 hier, und die lauffähig installierten macOS Versionen reichen von Panther (10.3.9) bis Catalina (10.15.4).

Nun ist es eine Sache, ob man sein Geld „in etwas mit Obst“ (frei nach Forrest Gump) investiert oder dann doch lieber Blech (und Silizium, soviel Detail muss sein) „von der Stange“ kauft und ein beliebiges anderes System darauf installiert. Es kommt ja am Ende doch auf den Anwendungsfall an und macOS ist natürlich nicht die allein seligmachende Lösung für alle User. Was aber doch immer gern mal wurmt ist die allfällige Erwartung von Apple, dass sie in erster Linie ein Computerhersteller sind und somit ihr passend zu den Produkten designtes OS gefälligst auch nur auf diesen Produkten zu laufen hat.

Wie gesagt, an Macs herrscht hier kein Mangel, doch musste ich letzthin an den Maschinenpark im Keller die virtuelle Kettensäge anlegen und abrüsten (der Trend geht halt weg vom Blech und hin zur Virtualisierung, speziell wenn es um Web- und Gameserver geht). Folglich blieben ein paar schnuckelige kleine DELL-Büchsen übrig, die recht gelangweilt aus dem Regal schielten und noch keine Lust auf den Elektroschrott-Container hatten. Und die Idee eines „Hackintosh“ auf PC-Basis ist ja schon seit dem Wechsel von PowerPC auf Intel CPUs ein immer wieder gern ausprobiertes Thema gewesen.

Im aktuellen Fall war die Sache naheliegend: Die fraglichen Rechner waren absolute Massenware – DELL Optiplex 3020 SFF, ein i3-basierter Desktop-Rechner in einem sehr kompakten Gehäuse, standardmäßig mit DVD- und einem Festplattenlaufwerk bestückt aber hier umgebaut mit Laufwerksträgern im optischen Schacht für SSD, und einem preiswerten 3,5“ Datengrab in der eigentlichen Plattenbucht. RAM ist bei sowas kein Thema mehr, die nötigen Riegel (2*4GB sollten es schon sein) kosten kaum mehr was bzw. lagen „auf Halde“. Die integrierte Grafik (Intel 4400) sollte ausreichen, ein digitaler Ausgang (HDMI oder DisplayPort – DELL setzt hier auf DP) ist Pflicht. Diese Ausstattung schrie geradezu danach, „dass das schonmal jemand gemacht haben muss“ – Bingo! War natürlich auch so. Die Hilfe kam in Form eines YouTube Kanals, nämlich TechNolli.

Der Guteste hat schon so ziemlich alles verHackintosht, was nicht schnell genug von seinem Basteltisch fallen konnte – und tatsächlich gab’s ein quasi fertiges „Kochrezept“ für den 3020 – und da einfach nur so nachmachen ja nun wirklich zu einfach wäre, kam das Ganze mit ein paar netten Fallstricken, die – das muss man Apple allerdings durchaus zugestehen – dem technischen Fortschritt geschuldet waren.

Aber „first things first“ – hier geht’s zu den „Bauanleitungen“:

Ein „Vanilla“ Boot Image auf USB Stick bauen

Notwendige Anpassungen und Installation auf dem DELL Optiplex 3020

(Die Verlinkung weiterer Details erspare ich mir, das hat der Kollege sauber dokumentiert)

Also frisch ans Werk – es bedarf noch eines USB Sticks (16GB oder größer) und eines über DP angeschlossenen Monitors – Tastatur und Maus sind egal (Mac-Versionen waren zur Hand, aber es geht auch mit profanen PC-Peripheriegeräten)

Die Anleitung ist ausgelegt auf das neueste macOS (10.15 / Catalina), was an sich schon eine Ansage ist, denn der 3020 ist schon recht betagt und manch Mac aus dieser Zeit wird von diesem aktuellen macOS offiziell nicht mehr unterstützt. Das kann man akzeptabel finden, aber schon die Tatsache, dass bei den Macs  immer wieder nach „workarounds“ gesucht wird, um das neuere System doch noch auf die alte Hardware zu flanschen, zeigt, dass Apple den Bogen nicht überspannen sollte. Zumal die Effizienz von Catalina wirklich nicht übel ist, da hatten frühere Versionssprünge deutlich unangehmere Performance-Überraschungen im Gepäck.

Wie auch immer – in den o.g. Videos wird gern erwähnt, dass der Installationskandidat gelegentlich einfrieren oder unerwartete Reboots hinlegen könnte – und natürlich muss dem experimentierfreudigen Bastler klar sein, dass die Stabilität des Endergebnisses eher nicht auf Dauer „produktionstauglich“ sein kann. Trotzdem gab’s in der kurzen Zeit zwischen Veröffentlichung der Videos und meinem Bastelversuch scheinbar genügend Änderungen dass so einiges nicht mehr ganz passte.

Die installationsfähige macOS Version auf einen USB Stick zu bügeln ist wahrlich kein Hexenwerk und selbst bei Apple ausführlich dokumentiert – kurz und knackig: Man lade das gewünschte OS aus dem App Store auf seinen Mac (ja, einen solchen braucht man als Basis – alles andere wäre auch ehrlich unfair) und – im Falle von Catalina – initialisiere seinen USB-Stick als „MacOS extended (journaled)“ mit GUID-Partitionstabelle, gebe dem Kind einen kurzen aber prägnanten Namen (der im Zuge des Bügelns sowieso wieder verschwindet) und führe dann diesen kleinen Befehl im Terminal aus:

sudo /Applications/Install\ macOS\ Catalina.app/Contents/Resources/createinstallmedia --volume /Volumes/USB-Stick

Die Sache ist im Prinzip selbsterklärend – nichts Besonderes dabei. Anschließend werden ein paar Nettigkeiten mit dem „Clover Configurator“ (alles im Video beschrieben) durchgeführt, und eigentlich sollte es das gewesen sein. Stick in den DELL pflanzen, bisschen in den BIOS-Einstellungen rummachen und ab die Post…

…denkste. Was im Video so einfach (wenn auch mit Schnitten – die Wartezeiten sind mitunter doch etwas länger) aussieht, klappt in der Realität nicht mehr: Bei der Installationsvorbereitung (das bekannte Installationsprogramm, das die Dateien auf die Platte schreibt und anschließend von derselben neu startet) kam es immer wieder kurz vor Ende des Kopiervorgangs zu der Meldung „Beim Vorbereiten der Installation ist ein Fehler aufgetreten. Versuchen Sie, das Programm erneut auszuführen.“ – Zu diesem Text wirft Tante Google eine Menge Ideen aus, die sich aber auf zwei wesentliche Ursachen beschränken: Eine verpfuschte Datumsprüfung (Zeit des Zielrechners ist verstellt und steht _vor_ dem Veröffentlichungstermin des zu installierenden OS – leicht zu beheben) oder ein beschädigtes Installationsmedium. Beide Ursachen schieden hier aus, auch wenn der USB-Stick sicherheitshalber getauscht wurde.

Lustigerweise ließ sich das System anschließend dennoch von der „unvollständig“ vorbereiteten Platte starten und die Installation lief wie beschrieben bis zum Ende durch. Das war’s aber dann auch – weitere Reboots wurden mit einem „In Memory Panic“ Fehler quittiert, d.h. das Endergebnis war nicht benutzbar. Hardwarefehler waren auszuschließen, da dieselbe Hardware mit der originalen Windows-Platte und dem über die letzten drei Jahre installierten Debian-Linux-System klaglos sofort hochlief und auch unter Last keine Mucken machte. Es musste sich also wohl was in Catalina verschoben haben – die zu installierende Version war 10.15.4, also knatschneu – eine ältere Version mag noch laufen, hatte ich aber nicht zur Hand – und ganz ehrlich, dem Braten traut man dann auch nicht wenn sich der Rechner nach einem Update dann doch die Karten legt.

Aber man ist ja nicht festgelegt – schon gar nicht als Bastler – und außerdem nutze ich im täglichen Einsatz sowieso noch fast ausschließlich 10.14 „Mojave“. Also nehmen wir doch mal das…

…wenn das mal so einfach wäre – denn Apple hat auch hier mal wieder ein paar Dinge verändert. War es früher möglich, jede schonmal erworbene und installierte macOS-Version über den App Store zu beziehen, so sind aktuell nur noch tatsächlich „gekaufte“ Versionen (seit einigen Versionen ist das neue macOS automatisch als kostenloses Update im Angebot) gelistet – und auch diese nicht mehr unter Mojave oder Catalina sondern maximal auf einem High Sierra (10.13) Mac. Also nicht wirklich eine Lösung. (Immerhin kommt man an die alten Systeme noch dran, wenn man sie aus historischen Gründen benötigt – das soll bei der Konkurrenz in Redmond ja nicht mehr so einfach sein.)

Natürlich sind Macs reinliche Tierchen, wenn das neue System mal installiert ist, werfen sie die Installationsdateien brav fort – es gibt ja die Recovery, also wozu noch die Systemplatte vollmüllen? Man muss das ersehnte OS also irgendwie geladen bekommen. Eigentlich hatte Apple dazu immer eine Option auf der macOS Informationsseite zur aktuellen Version – nämlich einen App Store Link, mit dem man für nicht unterstützte Macs die älteren Systemversionen dann doch noch laden konnte. Eigentlich. Denn nutzt man aktuell diese Links, so sagt einem der App Store nur „Diese App ist im deutschen App Store aktuell nicht verfügbar.“ – je nach Tagesform wird noch angeboten, man könne aber zum amerikanischen App Store wechseln, wo sie verfügbar sei. Kann man machen – man kann auch mit Steinen auf Panzer werfen: Es bringt nichts – denn der US App Store hat dieselbe Nachricht auf englisch verfügbar und verweist auf den deutschen App Store zurück, wo das Produkt verfügbar sein soll – wer erinnert sich noch an das „Haus, das Verrückte macht“?

Auch hier half wieder nur die kreative Auseinandersetzung mit Tante Google: Apple hat – natürlich wieder mal nur im neuesten OS (Catalina) ein Command Line Utility erweitert:

sudo /usr/sbin/softwareupdate --fetch-full-installer --full-installer-version 10.14.6

Damit lässt sich auf einem Catalina-Rechner ein kompletter Mojave-Installer herunterladen. Das soll übrigens lustigerweise auch für beliebige ältere macOS Versionen funktionieren. Für High Sierra (10.13.6) geht’s auch, bei älteren kommt die Meldung „Update not found“ – insofern relativ unkritisch, als man bis 10.11 El Capitan notfalls auf einem älteren Mac auch noch über den App Store drankommt – und wo Sierra läuft, sollte i.d.R. auch High Sierra noch laufen.

Fein, Mojave Installer ist also da – ab damit auf den USB Stick, die Clover Configurator Übung durchgespielt, den DELL gebootet und – eiguggeda – diesmal rennt alles ohne Fehlermeldungen bis zum Schluss durch.

Und die Moral von der Geschicht’…?

Der Titel des Beitrags sagt’s ja eigentlich schon: Ein Hackintosh ist eine Bastelei aber niemals das „real thing“ – dabei ziehe ich mich nicht am Design hoch, sondern an der Tatsache, dass Apple seine Systeme natürlich auf die in eigenen Geräten verwendete Hardware abstimmt und diese Komponenten folglich ideal zusammenspielen – zumindest meistens (auch dort passieren Fehler und natürlich sind sie wegen der nicht ganz unumstrittenen Preispolitik dort besonders ärgerlich). Ein „normaler“ PC – noch dazu ein betagter – ist also schon deswegen für einen produktiven Dauereinsatz keine Alternative. Außerdem: „Time is money“ – wer genug Zeit hat und nicht drauf gucken muss – okay, aber wer hat das schon? Aber wenn ich mit macOS arbeiten will und den Komfort eines 27“ iMac haben möchte, dann kann ich mir einen 27“ iMac kaufen – oder ich kaufe mir einen vergleichbar ausgestatteten PC, werfe das mitbezahlte Windows weg (okay, es soll Leute geben, die dual boot nutzen… nicht meine Sache) und bezahle für das Teil incl. einem wirklich guten Monitor vielleicht 1/3 weniger – versenke dann aber Zeit in die Anpassung einer Hackintosh-Installation (realistisch: 3-4 Stunden sollte man einplanen) und habe ein System, von dem mir niemand garantiert, dass es das nächste Update (welches ich mglw. rein rechtlich gesehen nicht einmal laden dürfte) nicht ohne Vorwarnung komplett unbrauchbar macht. Sicher – TimeMachine Backups gehen auch auf der Bastellösung – aber wenn diese nicht mehr funktioniert brauche ich zum Einspielen des Backups dann doch einen Mac. Also warum nicht gleich?

Für mich kann die Lösung als Anwender nur sein: Wenn Mac, dann richtig. Jeder Computer – egal von welchem Hersteller – ist nur dann zu teuer, wenn er den Zweck, für den er angeschafft wird, nicht erfüllt.

Und wofür dann die ganze Übung?

Mal ehrlich – wer sich hobbymäßig mit Computern befasst, mag vor allem eine Aussage nicht: „Das geht nicht!“ – Schon zu Amiga-Zeiten musste etwas, was angeblich „nicht geht“ irgendwie gehend gemacht werden. Also probiert man Sachen aus. Das finde ich auch nicht verwerflich. Fragwürdig würde es nur, wenn man aus der Sache einen ungerechtfertigten Nutzen zieht – also z.B. konsequent das Betriebssystem benutzt ohne dafür – durch Kauf der zugehörigen Hardware oder sonstwie – bezahlt zu haben.

Was mache ich mit meinem Hackintosh?

Das Ergebnis der Bastelei ist für drei Dinge gut:

  • Als Gag – nur wenige Uneingeweihte erwarten, dass man eine unscheinbare schwarz-silberne PC-Büchse mit „Designed for Windows 8“ Logo einschaltet und nach kürzester Zeit (schneller als jedes Windows von der eingebauten SSD laden würde) ein Mojave-Desktop erscheint. Hat was.
  • Als Notfall-Spare – das meine ich durchaus ernst. Gerade zwischen Mojave und Catalina erfolgte ein Schnitt der vielen sauer aufstößt: Mit Catalina hören 32-bit-Anwendungen schlagartig auf zu funktionieren (bei Mojave gab es „nur“ eine Warnung) – da die Kiste mit 10.14.6 sauber läuft, wird sie kein Update bekommen und kann insofern als Parkplatz für ältere Apps dienen, die man – warum auch immer – noch eine Weile benötigt, während der Arbeitsrechner das Update auf Catalina bekommt (und Platz frei wird den die dann nutzlosen Alt-Apps belegt haben).
  • Als – nicht lachen – Videorecorder. Danke ebenfalls an Apple / Catalina: Ich nutze seit Jahren EyeTV 3 von Elgato/Geniatech. Tolle Software, vor allem im Zusammenspiel mit einem SatIP Streaming Server. Leider aber eine 32bit-Anwendung, und Geniatech hat beschlossen, diese nicht zu aktualisieren sondern stattdessen das – auch für langjährige Nutzer – kostenpflichtige EyeTV 4 rauszubringen. Ebenfalls eine tolle Software, aber man kann nicht x neue Lizenzen kaufen, wenn man bereits mehrere Geräte mit den zugehörigen 3er Lizenzen besitzt. Also strecke ich den Update-Druck etwas, denn leider kommt es immer wieder mal vor, dass man mehr als eine Sendung gleichzeitig mitschneiden möchte.

Von Dauer ist die Sache sicherlich nicht – die Hardware ist von 2013 und damit neuer als meine Mac minis, aber gefühlt weniger stabil und eindeutig deutlich stromhungriger – und das ist inzwischen echt ein Faktor geworden. Es war vorrangig ein Spaß, das Ganze auszuprobieren – und das blüht noch der einen oder anderen Kiste, die ich in die Finger bekomme. Trotzdem bleibt der „richtige Mac“ immer mein Arbeitsgerät der 1. Wahl.

Totgeglaubte leben länger

Wenn man aus heutiger Sicht so drüber nachdenkt, ist es schon etwas schräg – aus einem Hobby und einer Laune heraus hatte ich mir so um das Jahr 2000 herum eine Domain bei einem bekannten Massen-Hoster registriert – zunächst noch ohne konkreten Plan, was ich damit machen wollte. Einen gewissen Spaßfaktor sollte die Namenswahl haben – und passend zur TLD bietet die deutsche Sprache ja eine Vielzahl von Wörtern, die auf die Silbe „de“ enden. Mit etwas Würfeln fiel die Wahl auf „sonnenblen.de“ – wie gesagt, mehr zufällig und ohne konkreten Plan.

Das sollte sich recht schnell ändern – zum einen bot der damals verfügbare Webspace einige technische Möglichkeiten, die mir auf vorangegangenen Plattformen gefehlt hatten (wir sprechen immerhin von vor fast 20 Jahren!), so dass ich natürlich zunächst mit Perl/CGI und später mit PHP ‚rumspielen musste, und zum anderen hatte ich mich in meiner Amiga-Zeit recht fleißig in der einen oder anderen Mailbox herumgetrieben (auch wenn das jetzt vmtl. keinem mehr was sagt, sogar vorübergehend als „Co-SysOp“ einer Z-Netz Mailbox mit dem schönen Namen „Triton“). Auch die eine oder andere Kollision mit dem Usenet (News) hatte ich schon gehabt. Was lag also näher, als die moderne Variante davon auszuprobieren – ein Forum.

Nach dem Thema musste ich nicht lange suchen – auf verschlungenen Wegen war ich nach Amiga und PC (nur vorübergehend verfenstert, danach natürlich mit Linux) zu einer für damalige Verhältnisse ziemlich coolen Sun Workstation gekommen – und obwohl Sun ja eigentlich für „Stanford University Network“ stand, übersetzt man das ganz gern auch als „Sonne“ – und der Bezug zur „sonnenblen.de“ war da – ein Forum rund um Sun Workstations im Einsatz zuhause. Für Profis gab’s das eine oder andere beim Hersteller bzw. bei entsprechenden Drittanbietern – ich war Hobbyist (auch wenn ich die Dinger auch beruflich nutzte) und wollte mich mit solchen austauschen.

Das ging besser als gedacht. Und wenn man – wie ich – auf dem „IT-Werdegang“ noch mit anderen UNIX-Derivaten und den dazugehörigen Hardwareplattformen in Berührung gekommen ist, keimt auch im Hobby der Wunsch auf, über den selbstgedrehten Tellerrand zu schauen und den Hardwarezoo zu erweitern.

Nun waren die 90er grad „durch“, und das war die Zeit, in der CGI / am Computer generierte Filmeffekte ihre erste große Blütezeit hatten – maßgeblich natürlich vorangetrieben von Silicon Graphics, Inc. (SGI). Anfang der 2000er hatten – ähnlich wie bei Sun – die ersten tollen Workstations dieser Firma ihre Hochzeit hinter sich und waren auf dem Gebrauchtmarkt halbwegs erschwinglich. Schon Jahre zuvor hatte ich quasi sabbernd über einem Heise-Artikel zur Iris Indigo von SGI gehangen – als ich dann mit einem Hardware-Aufkäufer in Kontakt kam, der tatsächlich ein paar Indigo2-Workstations auf dem Laster hatte, konnte ich nicht widerstehen. Zunächst musste die blassgrüne Indigo2 her, kurz darauf die purpurfarbene Indigo2 Impact10000 – für damalige Verhältnisse immer noch ein echter „Hobel“, auch gewichtsmäßig.

Die Maschine war da, ein wenig Software war auch aufgetrieben – und wieder der Wunsch, sich mit Gleichgesinnten darüber zu unterhalten. Ein passendes Forum gab’s nicht, oder die damaligen Suchmaschinen waren noch zu schmalbrüstig, eins auszuwerfen. Wie auch immer. Und da mich ja ursprünglich die erste „Indigo“ angefressen hatte und ich zweitens ein alter Jazz-Hörer war (und inzwischen auch ein alter Jazzer bin – aber das ist eine andere Geschichte), drängte sich als Domain-Name „mood-indigo.org“ geradezu auf. Gesagt, getan, registriert, Forum drauf, los ging’s.

Das ging eine Weile gut – aber die Workstations wollten nicht alleine bleiben, es kam noch anderes potenziell UNIX-taugliches Getier daher. Für alles ein eigenes Forum wäre weder zu managen noch irgendwie abendfüllend gewesen. Also – im Vorgriff auf das neudeutsche Motto „for the rest of us“ – sollte ein letztes, drittes Forum her – und hier sollte der Name Programm sein. Alles, was mit einem „richtigen Betriebssystem“ und „richtigen Rechnern“ zu tun hatte, gehörte hier hinein. Ich hatte zwar schon die Idee (basierend auf dem Motto „Get a Real Computer!„) zu dieser Seite (noch bevor „Bloggen“ ein Thema war), aber „unixforum.net“ klang irgendwie passend, war frei und schwups – meins.

Die nächsten Jahre waren ziemlich unterhaltsam – viele neue Leute fanden den Weg in die Foren, auf der „Sonnenseite“ gab es sogar Wettbewerbe mit Hardware-Preisen und schwunghaften Handel mit gebrauchten Maschinen und Ersatzteilen aller Orten.

Mit der Zeit verschoben sich die Prioritäten – mit der Familienplanung wurde der Platz für den Hardwarezoo und die Zeit für das Hobby weniger, und 2004 kippte die Geschichte insoweit, als ich für die tägliche Computerarbeit zuhause „irgendwas mit Obst“ brauchte bzw. haben wollte. Die Foren liefen weiter, zur besten Zeit spielte eine dicke Sun Ultra60 mit einigem an extern angeflanschtem SCSI-Equipment den „Home-Server“, und alles war gut.

Dann wurde es ruhiger, und zugleich setzte eine ganz nervige Pestilenz ein – der Foren-Spam. Horden von Bots kamen aus fernöstlichen Gefilden und registrierten sinnfreie Benutzerkonten um linküberfrachteten Müll in alle Boards zu posten. Mehrfach mussten die Foren für Neuregistrierungen gesperrt werden, Gegenmaßnahmen in Form von Captchas und Sicherheitsfragen wurden schneller ausgehebelt als man neue einbauen konnte. Die Foren liefen längst auf dedizierten Webservern, aber auch deren Absicherung, die Einführung von Bannlisten und die fleißige Hilfe vieler Co-Moderatoren konnte das Problem nicht eindämmen.

Als schließlich Mitte 2018 ein Server-Crash dazu führte, dass die Foren auf eine neue Maschine migrieren mussten und mit der dort installierten PHP-Version nicht mehr klar kamen, schien schon fast das Ende eingeläutet zu sein. Aber nicht mit Onkel Jerry (achso, das bin ja ich 🙂 ) – nach einigen, z.T. in Handarbeit eingepflegten – Updates der Forensoftware waren diese nicht nur unter PHP 7 wieder komplett lauffähig, es stellte sich heraus, dass es auch endlich ein Erweiterungsmodul gab, das den Spammern Paroli bieten konnte. Und dank LetsEncrypt kann der ganze Spaß jetzt sogar noch SSL-verschlüsselt laufen.

Und so kam es, dass zu einem Zeitpunkt, da viele die Foren vmtl. längst vergessen und abgeschrieben hatten, eine Rundmail an alle registrierten Benutzer herausging – ein Lebenszeichen. Ich bin gespannt, wieviele den Nostalgie-Trip teilen und wiederkommen werden…