Wer in den späten 80ern mit der Zeit ging, kam an ihr – nun ja, eigentlich an ihm – nicht vorbei: Dem Amiga (und hier geht’s natürlich um den Kult-Computer von Commodore und nicht um die legendären Schallplatten aus einem damals noch unerreichbar getrennten Teil Deutschlands).
Im Januar 1987 stand auch mein erster Amiga auf dem Schreibtisch – die PAL-Version des A1000, stilecht mit originalem 1081 Monitor und weniger stilecht mit einem sündhaft teuren no-name Zweitlaufwerk für wahnwitzige 2* 880kB Speicherkapazität. Unfassbar, arbeitete man doch parallel im Büro mit einem IBM XT mit 360kB Disketten – wenn auch dort immerhin mit einem 10MB „Datengrab“ in Form eines sog. „Bernoulli“-Laufwerks. Andere Geschichte – kommt noch…
Was Homecomputer bzw. ihre Besitzer schon immer hatten, ereilte natürlich auch mich – die Upgraderitis. Der Rechner konnte wohl kaum unmodifiziert bleiben. Allerdings hatte ich schon damals eine Aversion gegen kosmetische Veränderungen, und so waren jegliche Form von zusätzlichen Schaltern, Gehäusebohrungen oder auch nur -dekorationen tabu. Stattdessen war die erstrebte Erweiterung nach relativ kurzer Zeit das nicht minder legendäre A1060 „Sidecar“ – ein ungeheuer klobiges Element, das – wie der Name schon sagt – quasi als Beiwagen seitlich an den Amiga angeflanscht wurde und ihm eine gewisse Kompatibilität zu erwähntem IBM XT verlieh. Nicht ganz die Idee vom „Real Computer“ – aber so kritisch war man in dem Alter noch nicht.
Es folgte kurz darauf das erste Festplattenlaufwerk – war doch das Sidecar in der Lage, die damals noch recht revolutionären „Filecards“ (eine Kombination aus Controllerkarte und einem 3,5“-Festplattenlaufwerk auf einer Trägerplatte) aufzunehmen und – der besondere Reiz – mit dem Amiga zu „teilen“. In Anlehnung an den doppelgesichtigen Kollegen aus der römischen Mythologie lief das Ganze unter dem Namen „Janus“ und funktionierte sogar richtig gut. Mit 30MB war man König.
Mit angespannter Finanzlage hingegen war man es nicht – und somit folgte ein rückwirkend betrachtet großer Fehler: Anfang 1989 wurde das Gespann verkauft und es kam die modernisierte Variante in Form eines vollausgestatteten A2000 ins Haus. Seitdem habe ich, wie das wohl vielen Fans dieser Tage so geht, der „alten Freundin“ (Amiga = span. „Freundin“, für diejenigen, denen das noch nicht offensichtlich war) ein wenig nachgetrauert.
Vor einiger Zeit erwachte dann der Gedanke, sich ein solches Museumsstück – natürlich möglichst voll funktionsfähig – wieder hinzustellen. Nur um der alten Spielereien willen wäre das nicht nötig – jeder Raspberry Pi hat inzwischen mehr als genug „Dampf“, um einen Amiga täuschend echt zu emulieren und das sogar deutlich flotter als das Original mit einigen der damals verfügbaren Beschleunigerkarten. Selbst die entsprechende Software für moderne Schreibtischrechner gibt’s incl. ROM-Images für einen Appel und ein Ei. Aber das ist nicht dasselbe.
Nun kommt der Twist – ich wusste noch, wem ich die Anlage damals vermacht hatte – und nahm zu diesem Menschen wieder Kontakt auf. Tatsächlich meinte er, die Geräte „vor einiger Zeit noch auf dem Dachboden“ gesichtet zu haben. Hoffnung keimte auf…
…und versiegte jäh, als ein Rückruf kam und man mir sagte, dass die „alten Sachen“ wohl vor kurzem einer Aufräumaktion um Opfer gefallen waren. Entsorgt! Nach über 30 Jahren! Erschütternd!
Aber aufgeben gilt nicht – ein lieber langjähriger Arbeitskollege hatte doch tatsächlich auch noch einen A1000 recht verstaubt eingelagert und war bereit, mir diesen zu überlassen. Eine Aktion, die nicht ohne Folgen bleiben sollte. Gelegentlich wurde es sogar etwas heiß… Fortsetzung folgt 😉